Phönix Laboratorium GmbH

Spagyrik / Zu den Grundlagen der Naturheilverfahren

Von Prof. Dr. med. Dipl.-Chem. Lucius Maiwald, 1993

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Die Anfänge spagyrischer Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln sind bereits im Altertum und im Mittelalter zu finden. Spagyrik war einer der wichtigen Inhalte alchimistischer Arbeiten. Sie gründeten auf der Vorstellung, dass, wie im Menschen und im Tier, auch in der Pflanze eine Lebenskraft enthalten ist, die es freizusetzen und arzneilich zu nutzen gilt. Für den Spagyriker hat jede pflanzentypische besondere Lebenskraft eigene stoffliche Formen entstehen lassen, als materielles Bild eines in der Pflanze enthaltenen verborgenen Kraftpotentials. Man suchte deshalb, diese tief im Wesen der Pflanze ruhende Kraft als Heilkraft zugänglich zu machen. Ganz ähnlich verhält sich dies auch bei Mineralien und Metallen.

Die zugrunde liegende Idee der alten Alchimisten war: Die Kraft der Heilpflanze baut sich ein in die Baustoffe von Wurzel, Stengel, Blatt und Blüte. Sie ist also an die "Verkörperlichung" (Materialisierung) von Kräften gebunden, die es zu "lösen" gilt. Das spagyrische Aufbereitungsverfahren soll die im Pflanzenkörper stofflich gebundenen Heilkräfte freisetzen, ohne daß sie durch den Verarbeitungsprozeß eine Minderung erfahren. Spagyrisch verarbeitet, ist aus den Pflanzen eine wesentlich stärkere Heilkraft zu erreichen, als dies mit herkömmlichen Pflanzenzubereitungen möglich ist. Mit anderen Worten: der Spagyriker beansprucht, durch seine Verfahren zusätzlich zur stofflichen Komplexität der Pflanzen das in den Stoffstrukturen und Stofforganisationen der Pflanzenteile enthaltene Energiepotential zu erschließen, das für den Spagyriker zusammen mit den aufgeschlossenen Stoffkomponenten das Gesamtpotential an Heilkraft der einzelnen Pflanze darstellt.

In Fortentwicklung des spagyrischen Heilmittelgedankens ging C.J. Glückselig, Gründer des PHÖNIX LABORATORIUM, einen Erneuerungsweg: Den Pflanzenkörper aufzulösen, war eine erste Aufgabe. Glückselig benützte dazu aber nicht die Gärung, sondern das schonende Auslaugen (Ausziehen) der Pflanzen, um gärungsbedingte Veränderungen der Pflanzenstoffe möglichst zu vermeiden. Der Stofftrennung diente Glückselig auch die Destillation. Auf eine Wiedervereinigung mit dem Pflanzenrückstand verzichtete er jedoch. Statt dessen setzte Glückselig gezielt ein qualitativ und quantitativ definiertes Gemisch zu, bestehend aus Metallsalzen und Nichtmetall-Verbindungen, welche vorher durch spagyrische Verfahren aufbereitet worden waren. Die Begründung für ein solches Vorgehen läßt sich aus heutiger Sicht ableiten: C.J. Glückselig war im Gegensatz zu den anderen Erneuerern der Spagyrik Chemiker. Er hatte durch Studien der Theosophie zumindest geistigen Zugang zu den Verständnisgrundlagen der Spagyrik gefunden. Auch hatte er nicht nur Kenntnisse paracelsischer Schriften erworben, sondern auch die spagyrische Aufschließung von Metallen und Mineralien kennengelernt. Dazu waren ihm als Chemiker dem Wissen der Zeit entsprechend das Periodensystem der Elemente und die elektrochemische Spannungsreihe der Metalle geläufig. Aus solcher Zusammenschau des Zeitwissens konnte C.J. Glückselig schöpfen, als er seine originale Glückselig-Spagyrik schuf. Sie unterscheidet sich sowohl durch das Herstellungskonzept als auch durch die Ausarbeitung indikationsbezogener Arzneimittel von den anderen Formen neuzeitlicher Spagyrik.

Zum Herstellungskonzept: die Zubereitungen der Glückselig-Spagyrik enthalten die vier Bestandteile Bolus alba. Antimonium crudum, Cuprum sulfuricum und die Extraktverdünnung der Heilpflanze Arnica. Der Komplex aus den genannten Bestandteilen stellt das Basiskonzept dar. Wenn zusätzlich Pflanzenextraktverdünnungen, Zubereitungen aus anderen Mineralstoffen bzw. aus Metallsalzen in den Präparaten der Glückselig-Spagyrik enthalten sind, bestimmen sie die indikationsspezifische Wirksamkeit des Mittels, z.B. durch unterschiedliche Konzentrationen der Einzelkomponenten oder durch deren stoffliche Verschiedenheit. Wie bei allen Kombinationspräparaten so stellt auch in der Glückselig-Spagyrik niemals die Einzelkomponente, immer nur der Gesamtkomplex der Mittel das besondere therapeutische Wirksamkeitsprinzip dar.

Spagyrische Heilmittel haben sich in der therapeutischen Praxis bestens bewährt. Einer ihrer besonderen Anwendungsbereiche ist die biologisch-medizinisch wichtige Ausleitung. Für die Befreiung des menschlichen Körpers von Schadstoffen (z.B. polychlorierte sowie alpha- und beta-chlorierte Phenole) sind sie in der allgemeinärztlichen Praxis die Mittel der Wahl, nicht zuletzt wegen ihrer guten Verträglichkeit und Nebenwirkungsfreiheit.

Damit konnten nur einige sehr wichtige und durch andere Arzneimittelzubereitungen in vergleichbarer Form nicht ersetzbare therapeutische Nützlichkeiten spagyrischer Mittel angesprochen werden.

Als theoretische Grundlage ihrer therapeutischen Wirksamkeit kann für Spagyrika, ähnlich wie für die Begründung der therapeutischen Wirksamkeit der Homöopathie, gegenwärtig nur eine hypothetische Vorstellung geboten werden, weil allgemein anerkannte und mit den Gegebenheiten der Allgemeinpraxis zu vereinbarende Prüfmodelle fehlen.

Man muß davon ausgehen, daß auch pflanzeneigene Stoffkomplexe ganz allgemein Ladungsträger sind, welche durch externe elektrochemische Potentiale beeinflußt werden können. Entsprechend kann die arzneiliche Besonderheit spagyrischer Heilmittel darin gesehen werden, daß der durch Extraktion gewonnene pflanzliche Stoffkomplex durch eine elektrostatische Aktivierung auf der Basis von Ionenträgern und Metallionen verschiedener elektrochemischer Wertigkeit eine Steigerung seiner therapeutischen Wirksamkeit erfährt.

Die heutige Zeit kehrt immer mehr zu dem Wissen um spagyrische Mittel zurück. Aus dieser Erkenntnis heraus werden spagyrisch zubereitete Heilmittel häufiger verordnet und vom Patienten als wirksam erfahren.

Zur Besonderheit spagyrisch zubereiteter Heilmittel

spao = trenne und gyrein = vereinigen, diese zum Wort Spagyrik vereinigten Bezeichnungen beziehen sich nicht nur auf eine Abtrennung und spätere Wiedervereinigung von besonderen Wirkstoffen einer Droge oder eines Minerals. Sie bezeichnen auch eine Abtrennung von Wirkstoffen verschiedener pflanzlicher und mineralischer Herkunft und ihre Vereinigung zu Komplexmitteln, auf der Basis empirisch-therapeutischer Erfahrung.

Deshalb stellen heute PHÖNIX Spagyrika Kombinationspräparate besonderer Art dar: In ihnen sind als therapeutisch wirksam erkannte Metallsalze und Nichtmetallverbindungen mit Verdünnungen pflanzlicher Extrakte zu einem neuen Stoffkomplex mit spezifischer elektrostatisch aktivierter Stofforganisation vereinigt.

Schon durch Mischen von Drogenextraktverdünnungen entstehen Komplexe, welche sich in ihrer therapeutischen Wirksamkeit von der Wirksamkeit der enthaltenen Einzelmittel unterscheiden.

Das wässrige Destillat aus Bolus alba (Heilerde; Aluminium-Silikat), mittels Schwefelsäure-Aufschluß gewonnen, stellt die Matrix dar. Arnica, die Sommerpflanze, wirkt stark belebend und damit heilungsfördernd.

Antimonium crudum und Cuprum sulfuricum sind die beiden Metalle, welche auf Grund ihrer Stellung in der elektrochemischen Spannungsreihe der Elemente Träger der elektrostatischen Aufladung für den Gesamtkomplex sind.

Wenn weitere Drogenextrakt-Verdünnungen, Zubereitungen aus Mineralstoffen bzw. Metallsalzen in den Präparaten enthalten sind, bestimmen sie die spezifische Wirkung, gelegentlich allein durch die unterschiedlichen Konzentrationen der Einzelkomponenten, häufig durch verschiedene Einzelkomponenten. Niemals stellt die einzelne Komponente, sondern immer der Gesamtkomplex das besondere Wirksamkeitsprinzip dar.

Dies wird erreicht:

  1. durch eine Ergänzung der Matrix des Komplexes mit einem Komplexbildner
  2. durch die Auswahl und Menge der Metallsalze und Metall-Ionen, welche in dem Kolloid eingelagert bzw. durch den Komplexbildner gebunden die elektrostatische Ladung des Gesamtkomplexes verstärken und seine Polarität verändern
  3. durch das Einbringen modifizierender Drogenextrakte in Verdünnung.

Indem er die Beziehung der Elemente zueinander aus seiner Kenntnis des Periodensystems genützt hat, gelang es C.J. Glückselig, die Spagyrik der Alchimisten auf eine rationale Grundlage zu stellen und eine Grundform spagyrischer Heilmittel zu entwickeln.

PROF. DR. MED. DIPL.-CHEM. LUCIUS MAIWALD

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